Carl Friedrich Gethmann, ein Blankensteiner Bürger
1777 – 1865
Ellen Breitenbach
Carl Friedrich Gethmann, Handelsmann, Reeder, Fabrikant und Gewerke, hatte sich durch mannigfaltige Unternehmungen und Aktivitäten Wohlstand und Anerkennung über seine Heimatregion hinaus erworben.
Der Gethmannsche Garten
1808 begann er, das Gelände auf dem lang gezogenen Bergrücken hinter seinem Wohnhaus (Hauptstraße 12) zu erwerben und legte dort einen wunderschönen Landschaftsgarten an, der allen Besuchern unentgeltlich offen stand. Sogar der Kronprinz, der spätere König Friedrich Wilhelm IV: von Preußen, besuchte am 19. Oktober 1833 den viel gepriesenen Park.
Bau eines Schulhauses
Ab 1787 wurden die katholischen Kinder in einer kleinen Stube im Haus des Lehrers Friedrich Wünnenberg (Marktplatz 2, heute Museum) unterrichtet. Nach seinem Tod brauchte die Schulgemeinde dringend ein Schulgebäude, aber es fehlten die finanziellen Mittel. Gethmann wandte sich 1820 an die Höhere Behörde. Falls die Schulgemeinde einen Zuschuss von 200 Talern erhielte, verpflichte er sich, ein Schulhaus zu errichten. Um die Gemeindeglieder zu schonen, würde er die fehlenden Mittel von seinen Freunden erbitten. Das Schulhaus, Hauptstraße 13, konnte 1822 bezogen werden.
Bau der Chaussee Hattingen Steinenhaus
Gethmann wurde nie müde, überall da, wo er sich Beistand erhoffte, auf die verkehrliche Notsituation Blankensteins hinzuweisen. Abgeschnitten von den Handelswegen lag das Städtchen auf dem Berg. Der Weg nach Hattingen führte über die heutige Bergstraße, war bei schlechter Witterung im Tal kaum passierbar. Kam man von Osten, mussten sich Mann und Pferd den steilen Katzenstein hochkämpfen. Um das Städtchen aus der Isolation zu führen, war eine fahrbare Straße mit nur mäßiger Steigung dringend nötig. Die Regierung in Arnsberg ernannte Gethmann 1826 zum Wegebaukommissar. Dieser nahm den Posten mit Freuden an und machte sich sofort an die Arbeit. 1828 war die Trasse zwischen Blankenstein und dem Steinenhaus abgesteckt, und die Erdarbeiten konnten verdungen werden. Da das Geld fehlte, kamen die Pläne zu den Akten.
Gethmann gab nicht auf. Als am 19. Oktober 1833 der Preußische Kronprinz den viel gepriesenen Gethmannschen Garten besuchte, bat er diesen in seiner Ansprache „um Mittel für eine gute Landstraße von Hattingen über Blankenstein nach Crengeldanz“. Der Kronprinz schickte ihm eine Bronzebüste seines Vaters aber keine finanzielle Hilfe.
Erst beim neuen Landtat Adolf Gisbert Pilgrim, der 1853 sein Amt antrat, fand Gethmann Gehör. Dieser sorgte nicht nur für die Baugenehmigung, sondern auch für finanzielle Unterstützung. Anfang der 1860er Jahre begannen die Arbeiten. Der alternde Gethmann konnte noch den Fortschritt des Chausseebaus miterleben, starb jedoch am 22. März 1865. Die feierliche Einweihung der neuen Straße fand am 30. Dezember 1865 statt. Die Blankensteiner Bürger bedankten sich beim Landrat Pilgrim mit einem eindrucksvollen Denkmal an der nach ihm benannten „Pilgrimshöh“. Den Namen C.F. Gethmann sucht man auf dem Stein vergebens.
Mit dem Bau der Chaussee hatte das Städtchen eine große finanzielle Bürde auf sich genommen. Aber es zahlte sich aus. Die neue Straße wurde Blankensteins Lebensader. Es entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem beliebten Ausflugsziel für die Bewohner der umliegenden Industriestädte. Der Fremdenverkehr brachte bescheidenen Wohlstand.
Im Laufe der Jahre wurde die Straße verbreitert und dient heute als Autobahnzubringer. Das ursprüngliche Denkmal musste einem schlichten Erinnerungsstein am Straßenrand weichen.
Der Kummunalfriedhof
1607 wurde Blankenstein als Kirchengemeinde selbstständig und durfte einen Begräbnisplatz anlegen. Er befand sich unterhalb der evangelischen Kirche auf dem steilen Hang zum Tünken. Hier wurden 225 Jahre lang alle Verstorbenen, ob evangelisch oder katholisch, zur letzten Ruhe gebettet. Er war viel zu klein und vor allem bei Schnee und Glatteis eine Gefährdung für die Beerdigungsteilnehmer. Alle Bemühungen der beiden Pfarrer und des Bürgermeisters, einen geeigneten Platz für einen neuen Friedhof zu finden, blieben ergebnislos. 1830 wandte sich Gethmann in einem Brief, in dem er die unzumutbaren Zustände anschaulich schilderte, an die Regierung in Arnsberg und bat um Unter-stützung bei der Anlage eines neuen Begräbnisplatzes. Er hatte Erfolg, und der neue Kommunalfried-hof konnte am 22. September 1833 eingeweiht werden. Um die Pacht für das Gelände abzulösen und den Friedhof in das Eigentum der Stadt zu überführen, waren 252 Taler 19 Groschen nötig, die die Stadt nicht aufbringen konnte. C.F. Gethmann half auch hier. Nachdem die Höhere Behörde die Schenkung genehmigt hatte, zahlte Gethmann 200 Taler, den Rest die Kommune.
Auf Betreiben des katholischen Pfarrers Paßmann fand am 1. November 1852 die Einweihung eines katholischen Friedhofs statt. Im Laufe der Jahre gaben die Katholiken ihre Gruften auf dem Kommunalfriedhof auf. Nur die Familie Gethmann beließ ihre Grabstätte dort bis heute.
Quelle: Ellen und Karl-Heinz Breitenbach,
„Blankenstein an der Ruhr – Neues von Damals.“
Fotos / Karten – Archiv:
Henning Scheer, Hans-Dieter Pöppe, Gerd Horn
Siehe auch den Artikel: Erinnerung an Carl Friedrich Gethmann